Neue Trends und Technologien standen beim 3D-Tag Südwestfalen, der bereits zum dritten Mal stattfand, im Mittelpunkt. Referenten aus Industrie und Wissenschaft gaben Einblicke, wie beispielsweise in der Modewelt und Autoindustrie die additive Fertigung eingesetzt wird.
Die Verknüpfung von Digitalisierung und 3D-Druck ist ein weiterer Meilenstein, der die Produktion revolutionieren wird. Auf die verschiedensten Anwendungsgebiete, wie beispielsweise Industrie, Medizin, Mode und Design, erstreckt sich der 3D-Druck bereits. Ein hochkarätiges Fachprogramm zum Thema additive Fertigung beim 3D-Tag Südwestfalen im Forum SASE in Iserlohn bot vergangenen Mittwoch (6. September 2023) einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Technik und zukünftige Möglichkeiten.
„Wir befinden uns in Südwestfalen in einem Strukturwandel. Wir stehen vor Herausforderungen im Bereich Automotiv und Klimaschutz. Doch zusammen können wir das packen, wenn wir gemeinsam unsere Stärken nutzen“, sagte Landrat Marco Voge bei seinen Begrüßungsworten an die 120 Teilnehmenden und fügte an: „Ich wünsche Ihnen beim 3D-Tag Erkenntnisgewinne und gute Gespräche.“ Und diese bekamen die Besuchenden in zwölf Vorträgen zur additiven Fertigung – kurz AM – von renommierten Referenten aus Industrie und Wissenschaft sowie einer Begleitausstellung mit 14 Unternehmen – ein perfekter Mix aus Theorie und Praxis.
„Das Bewusstsein für den Wert von Energie und damit verbundene Einsparungen wird die additive Fertigung beflügeln“, sagte Dr. Christian Lindemann, Geschäftsführer Direct Manufacturing Research Center (DMRC) der Universität Paderborn, in seiner Keynote zum Thema „Vom Werkstoff zum (öko-)effizienten Produkt“. Neben aktuellen Trends sprach er auch über die Forschung von heute für die Industrialisierung von morgen. „Additive Fertigung trägt vor allem durch effiziente Produktgestaltung und Leichtbauaspekte zum ökoeffizienten Produkt bei. Produktionssysteme der Zukunft ermöglichen eine lokale Produktion und den Verzicht auf Lieferketten“, so Lindemann.
Wie der 3D-Druck bereits in der Praxis eingesetzt wird, darüber erzählte Kersten Drügemöller, Leiter des Prototypenbaus und der neuen AM-Plattform bei Automobilzulieferer Hella, in seinem Vortrag „Wie additive Fertigung Licht ins Dunkel bringt“. Sein Praxisbeispiel parkte vor der SASE: ein Fahrzeug mit Prototypen Scheinwerfern und Heckleuchten mit innovativen Lichtkonzepten, wie beispielsweise Lasertechnologie und Holographie.
3D-Druck ist in der Mode-Welt angekommen
Mittlerweile hat der 3D-Druck auch ganz neue Märkte erobert. Stefan Zoller von Stratasys, seit über 35 Jahren einer der Pioniere im Bereich 3D-Druck, berichtete über Veredelungsprojekte in der Highend-Fashion. 3DFashion ist eine leistungsstarke 3D-Drucktechnologie, die in der Modebranche eine Revolution anstößt. Denn diese ermöglicht direkten Vollfarb- und Transparentdruck auf Textilien und somit die Erstellung spektakulärer Entwürfe und optischer Täuschungseffekte auf Kleidungsstücken, Schuhen und Luxusaccessoires. „Innerhalb der letzten drei Jahre haben wir den Mode-Markt erschlossen und waren 2022 auf der Mailänder-Mode-Messe“, so Zoller. Während in Italien und Frankreich eher Bekleidungs-Unternehmen auf 3D-Druck setzen, hat in Deutschland die Autoindustrie bei der Veredelung des Interieurs die additive Fertigung für sich entdeckt, wie beispielsweise Mercedes-Benz bei seinem Konzeptauto Vision EQXX, bei dem neben vielen anderen Dingen, die Tür- und Lenkradveredelung aus dem 3D-Drucker von Stratasys kommen.
Wie große Bauteile wirtschaftlich und schnell gedruckt werden können, erzählte Oliver Fritz, Geschäftsführer der Q.BIG 3D GmbH. Die Firma aus dem schwäbischen Aalen stellt XXXL-3D-Drucker her. Und in so seinem Drucker entstand beispielsweise eine 2,30 Meter lange Stoßstange für ein Wohnmobil, gedruckt in zwei Teilen, oder ein 200 Kilo schwerer Rohrkrümmer für eine Wasserkraftanwendung. „Aktuell drucken wir ein komplettes Cockpit für Airbus für einen Testsimulator“, verriet Fritz ein weiteres Großprojekt.
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten wurden in weiteren Vorträgen präsentiert. Ebenfalls im Fokus stand wie durch die additive Fertigung Kosten und Lagerhaltung reduziert werden können sowie mehr Nachhaltigkeit erzielt werden kann. Durch den 3D-Druck bietet sich den Unternehmen eine enorme Flexibilität und Designfreiheit, beispielsweise bei der Herstellung von Prototypen und auch zunehmend in der Serienfertigung.
„Die additive Fertigung bleibt nicht stehen. Es kommen immer wieder neue Sektoren hinzu“, fasste Moderator Michael Eichmann (StrataSys) zusammen. Der 3D-Tag SWF war wieder eine Veranstaltung voller technischer Innovationen. Organisiert wurde das Event wie in den Jahren zuvor von der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS) zusammen mit dem Transferverbund Südwestfalen.
Der vierte 3D-Tag SWF ist für den Herbst 2025 geplant.